Protestanten gegen die Politik des japanischen Premierministers Shinzo Abe
Protestanten gegen die Politik des japanischen Premierministers Shinzo Abe
Foto: ddpimages/Alessandro Di Ciommo/NurPhoto
Käthe Kollwitz in Okinawa
Die größte Sammlung der Künstlerin in Asien soll auf der japanischen Insel zu sehen sein. Warum da?

Auf der kleinen südjapanischen Insel Okinawa trugen die USA und Japan die letzte Schlacht des Pazifikkriegs aus. Über 100 000 Zivilisten starben. Noch heute sind Zehntausende amerikanische Soldaten dort stationiert. Sie erinnern viele Bewohner daran, dass Krieg jederzeit möglich ist. In der Stadt Ginowan betreibt Michio Sakima ein Museum für den Frieden. Zahlreiche Werke stammen von der Berliner Pazifistin Käthe Kollwitz.

chrismon: Herr Sakima, wie kamen Sie zu Käthe Kollwitz? Berlin ist ja ziemlich weit weg.

Michio Sakima: Als Student habe ich Sätze des chinesi­schen Schriftstellers Lu Xun ge­lesen, die mich begeisterten. Er war Schriftsteller geworden, weil er zeigen wollte, wie der Krieg ist. Deshalb hat er Werke von Käthe Kollwitz gesammelt und war auch der Erste, der sie in China vorstellte. Einer ihrer Holzschnitte, den er präsen­tierte, heißt „Das Opfer“. Ich hatte davon gelesen und wollte ihn selbst sehen.

Seitdem sammeln Sie?

Ja. Das Bild hat mich sehr beeindruckt. Inzwischen besitze ich 60 Werke von Käthe Kollwitz.

Ihre Sammlung gilt als die größte in ganz Asien. Kommen viele Gäste aus Deutschland, um sie zu sehen?

Eine Dame aus dem Berliner Käthe-Kollwitz-Museum war einmal hier und ein deutscher Botschafter. Beide waren wirklich überrascht, dass es auf Okinawa eine Käthe-Kollwitz-Sammlung gibt. Die meis­ten Besucher sind Schüler vom japanischen Festland. Meine Kollwitz-Werke habe ich aber auch schon nach China und Südkorea ausgeliehen.

Warum dahin?

Als Okinawa noch ein Königreich namens Ryūkyū war, bis Ende des 19. Jahrhunderts, betrieb es intensiven Handel mit China und Südkorea. Ich denke, so ähnlich ist das ­heute mit meinen Bildern. Kulturaustausch ist nicht so einfach mit Politik zu ver­einbaren, mit Kunst geht das leichter. Viele Chinesen und Südkoreaner sagen „Danke“ dafür.

Haben Sie selbst Kunst ­studiert?

Nein, an der Universität hatte ich als Fach chinesische Geschichte gewählt. So bin ich auf Lu Xun gestoßen. Aber ich mag Kunst, sie hat die Kraft, die Menschen zu ändern.

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