Die Künstlergruppe „Zentrum für Politische Schönheit“ hat Leichname, einen oder mehrere, von im Mittelmeer ertrunkenen Flüchtlingen exhumiert, nach Deutschland gebracht und sie öffentlich in Berlin bestattet.
###autor###Braucht es eine so radikale Aktion, um auf das Flüchtlingsdrama aufmerksam zu machen? Ist das legitim? Natürlich!, könnte man sagen, denn wer wollte vorschreiben, welche Form des – gewaltfreien – Protests erlaubt ist? Aber die Frage ist falsch – genau wie die Aktion als solche. Die Aktivisten missachten die Würde der Menschen, die sie auch im Tod noch haben. Die Sprecher der Initiative argumentieren, sie hätten Angehörige der Toten um Erlaubnis gebeten. Die Verwandten hätten gesagt: „Bitte bringt sie nach Deutschland, sie wollten dorthin.“ Würdelos sei, sie wochenlang in Kühlhäusern zu verwahren und sie dann anonym irgendwo zu bestatten.
Das stimmt. Aber um auf diesen Missstand aufmerksam zu machen, hätte es keinen Leichentransport durch halb Europa gebraucht. Die Künstler haben Tote instrumentalisiert, um Politik zu machen. Sie wollen offene Grenzen, sie wollen, dass die Menschen Europa auf legalem Weg erreichen können, damit niemand mehr im Meer ertrinken muss. Das ist ein hehres Ziel, aber die Wahl der Mittel ging leider fehl. Manch einer mag nun erst recht die Augen vor dem verschließen, was an Europas Grenzen passiert.
Pietätloser Tod
Pietätlos ist vor allem der Tod der Flüchtlinge und das, was an Europas Grenzen geschieht. Dank dem Zentrum für Politische Schönheit wissen nun einige Menschen mehr davon.
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