Archiv Hufeisen
Eine Mutter braucht doch jeder
Hans-Jürgen Hufeisens Mutter hat ihn nach der Geburt einfach im Hotelzimmer liegen lassen. Später fand er sie, aber sie entzog sich, immer wieder – oder schickte kommentarlos Krankenscheine. Was er tat, um sie zu gewinnen. Und was er stattdessen gewann
Maren Kolf
15.10.2014

Jetzt kann sie nicht mehr weg, jetzt nicht mehr. Friedlich steht die dunkelblaue Urne auf einem schwarzen Samttuch. Neben ihr in einer Vase zwei weiße Rosen. Hans-Jürgen Hufeisen sitzt in der ersten Reihe der Friedhofskapelle. Schwarz? Nein, warum Trauer tragen? Einen hellen Anzug hat er sich angezogen. Eine halbe Stunde lang ist er allein mit der Asche seiner Mutter. Er muss sie nicht mehr suchen, sie muss nicht mehr fliehen.

Draußen Schritte. Die Trauergäste treten schweigend ein, blicken auf die Urne, den Mann in der ersten Reihe kennen sie nicht. Die Kapelle füllt sich, fast hundert Leute, das ist nicht wenig, er wundert sich. Seine Mutter scheint beliebt gewesen zu sein.

Eine Frau setzt sich neben ihn: Karin, seine Schwester. Die Glocken läuten, der Organist spielt, der Pfarrer spricht ein Gebet: „Wenn der Herr die Gefangenen Zions erlösen wird, so werden wir sein wie die Träumenden.“ Eine ganz normale Trauerfeier. „Paula Eveline Grete Schaper, geborene Hufeisen, ist von uns gegangen“, 76 Jahre. Der Pfarrer begrüßt die Hinterbliebenen: die Tochter und den Sohn. Getuschel durchbricht die pietätvolle Stille. „Wie, ihr Sohn?“ Von einem Sohn hatte sie weder den Verwandten, noch den Freundinnen oder Kolleginnen je etwas erzählt.

Eveline Hufeisen hat ihren Sohn Hans-Jürgen in diesem Alter nie gesehen
Der Pfarrer tritt ans Lesepult. Es soll ein sehr stiller Abschied werden, sagt er. Dann liest er einen Weihnachtstext: „Ich steh an deiner Krippen hier“. Als Hans-Jürgen Hufeisen in der ersten Reihe aufsteht, erkennen die Trauergäste die Augen, die Nase – ja, ganz Eveline. Mitte fünfzig, das würde auch passen. Er führt eine Flöte zum Mund. Spielt die Melodie, die beim Lesen des Textes jedem bereits im Kopf schwirrte. Berückend schöne Töne entlockt er seiner Blockflöte. Aber ein Weihnachtslied so kurz nach Ostern, was bitte hat das alles zu bedeuten?

Hans-Jürgen Hufeisens Krippe war ein Hotelbett und stand in Anrath, einer Kleinstadt am Niederrhein. Am 10. Februar 1954 betrat die hochschwangere Eveline Huf­eisen das Gasthaus im Schatten der großen Kirche. Der Wirt gab ihr einen Zimmerschlüssel. Vor der Tür hatte sie den roten Bertelsmann-Bücherbus geparkt, mit dem fuhr sie durchs Land und warb Mitglieder für den Lesering.

Im Heim war Leben

Genau lassen sich die Geschehnisse nicht mehr rekonstruieren. Fest steht: In der Nacht wurde ihr Kind geboren, ein Junge. Irgendwann rief der Gastwirt eine Hebamme. Zwei Tage später wollte er nach dem Rechten schauen, klopfte an – nichts. Er öffnete und entdeckte den Neugeborenen unter der Bettdecke. Von der Mutter keine Spur. „Dunkel. Ganz viel Dunkel. Und dann Licht. Und eine Tür.“ Fragt man Hans-Jürgen Hufeisen nach frühesten Erinnerungen, sagt er: Dunkel und Licht.

Das Jugendamt bringt das Findelkind in ein katholisches Kinderheim ins nahe Lobberich. Die dortigen Schwestern kümmern sich auch ums geistige Wohl des Jungen: Am zweiten Weihnachtstag tragen sie den Jungen zur Taufe in die evangelische Kirche. Hans-Jürgen soll er heißen, das hatte die Mutter wohl der Hebamme gesagt, sie wusste auch die Geburtsdaten der Mutter. Nach zwei Jahren findet das Heim eine Pflegemutter. Kurze Zeit darauf, im April 1957, bringt das Jugendamt den Drei­jährigen in ein neues Heim, nach Neu­kirchen-Vluyn.

Eine Heimkindheit in den 50er, 60er Jahren, das konnte Schlimmes bedeuten, auch für Kinder in kirchlichen Heimen. Für Hans-Jürgen Hufeisen war das „Haus Sonneck“ ein Glück.

Der erste Mensch, der ihm aus der schweren Holztür entgegentritt, ist eine Frau in Diakonissenkluft. Schwester Erna lächelt. Schnell spürt der Junge: Hier ist Leben. Ja, viele Kinder sind ziemlich ruppig. Als der Schmächtigste in seiner Gruppe muss er sich manches Mal listig verhalten, um in Ruhe gelassen zu werden.

Schwester Erna begrüßte ihn liebevoll. Erzieherin Olga brachte ihm die Musik nahe
Viele andere haben auch keine Mutter, keinen Vater. Oder haben Eltern und müssen trotzdem hier leben. Einige stecken voller Wut, andere voller Angst. So wie die beiden Geschwister, die einfach ausreißen und sich in einer Scheune verschanzen; im Heu machen sie eine Kerze an, schnell lodern die Flammen, beide verbrennen.

Abends erzählt der Direktor Geschichten. Von der Sintflut, Noah und seine Familie werden gerettet, obwohl doch alles so aussichtslos erschien. Oder vom jungen David, der so schön Harfe spielt, dass der traurige König Saul auf gute Gedanken kommt. Gebannt sitzen der Junge und die anderen auf dem Boden, mucksmäuschenstill hören sie zu, auch bei den Märchen – sie gehen mit Hänsel und Gretel durch den dunklen Wald, werfen die böse Hexe in den Ofen und staunen über den, der auszog, das Fürchten zu lernen.

Die Flöte hat therapeutische Energie

Danach wird gesungen. An jedem Abend dasselbe Ritual: Die Kinder treffen sich, sie müssen nicht auf Stühlen sitzen, sondern dürfen sich ihren Platz frei im Raum wählen. Liegend, hockend, stehend – jedes, wie es will. Hans-Jürgen Hufeisen sitzt meist ganz nah bei Olga. Die Erzieherin ist jung, trägt nicht so eine Haube und ist voller Ideen. Und sie kann Flöte spielen: „Weißt du, wie viel Sternlein stehen“, „Der Mond ist aufgegangen“.

Das möchte der Junge auch können, Flöte spielen. Olga spürt, dass er Talent hat. Sie will überhaupt die Kinder fördern, sie in ihren Eigenarten erkennen und ernst nehmen. Sie geht mit ihm in den Wald, gibt ihm eine Flöte. Er soll Vögel nachmachen – mal nur mit dem Mundstück, mal mit der ganzen Flöte. Hans-Jürgen Huf­eisen, damals sechs Jahre alt, probiert es aus, macht mal die Lerche, mal den Spatz, mal den Kuckuck. Vielleicht hat der Junge auf diese Weise entdeckt, wie er die Flöte nicht nur als Instrument benutzen, sondern sich mit ihr ausdrücken kann.

###autor###Olga gibt ihm Unterricht. Als der Junge immer besser wird, sorgt sie dafür, dass er eine neue Flöte bekommt und Unterricht an der Musikschule im nahen Moers, den bezahlt sie zunächst aus eigener Tasche. „Inzwischen weiß ich, dass für mich die Flöte schon immer eine große therapeutische Energie besaß“, sagt Hufeisen heute.

Der Johannistag und das Erntedankfest, die Passions- und die Adventszeit: Im Haus Sonneck werden die Feiertage zelebriert, auch mit Musik. Der Junge schwelgt in Melodien, in Bildern von Engeln, die ­ihre Flügel über ihm ausbreiten. Als er einmal schwer erkrankt, mit einer Hirnhaut­entzündung darniederliegt, betet er – die Engel kommen ganz nah, eine tröstliche Erfahrung. Wo doch die Mutter fern ist.

Und der Vater? Eines Tages nimmt die Hausmutter den Jungen mit auf eine Reise. Stundenlang geht es erst im Bus, dann im Zug gen Süden. Das Ziel: München. Am nächsten Tag muss sich der Junge besonders gut waschen, er ist zur „erbbiologischen Untersuchung“ einbestellt. Er weiß nicht, warum er so genau vermessen wird, besonders am Kopf, warum der Mann im weißen Kittel so genau seine Ohren und seine Nase abtastet und seine Augen ansieht, ihm sogar Haare abschneidet. Und warum da diese drei erwachsenen Männer sind, die ihn gar nicht richtig anschauen und sich ebenfalls von dem Weißbe­kittelten anfassen lassen müssen, an denselben Stellen wie Hans-Jürgen. Vier Stunden lang, dann hat der Spuk ein Ende. Die Rückreise nach Neukirchen wirkt wie eine Erlösung.

Verblüffend ähnlich: Auf diesem Foto ist Eveline Hufeisen 42 jahre alt
Dass seine Mutter geheiratet und eine Tochter bekommen hat, weiß der Junge nicht. Auch nicht, dass sie ihn zur Adoption freigegeben hatte. Einige mögliche Ersatzeltern lernt er kennen – doch er weigert sich standhaft. Er will in Haus Sonneck bleiben, um jeden Preis, bei Olga und den anderen, das ist seine Familie. Schüchtern ist er und dickköpfig. Und ­immer mit der Flöte beschäftigt. Er gewinnt erste Preise bei regionalen Wettbewerben von „Jugend musiziert“. Nach dem Schulabschluss bewirbt er sich in Essen an der renommierten Folkwang-Schule für Musik, Theater und Tanz. Er bekommt einen der begehrten Studienplätze. An die Mutter hat er in den letzten Jahren nicht so viel gedacht. Aber jetzt muss er sich seine Krankenscheine besorgen. Er hat eine Adresse vom Roten Kreuz in Iserlohn. Da erreicht er seine Mutter, sie muss ihm die Scheine schicken. Immer, wenn er hinschreibt, findet er die Formulare ein paar Tage später im Briefkas­ten. Sonst nichts, kein Anschreiben, keine Grüße, nichts.

1973 am Gardasee hat Hufeisen wenig an seine Mutter gedacht
Hans-Jürgen Hufeisen wird Musiker. Sein virtuoses Spiel, seine Frömmigkeit faszinieren auch die Leute in der evangelischen Landeskirche in Württemberg. Hufeisen wird 1977 Referent für musisch-kulturelle Bildung und zieht nach Stutt­gart. Zwar hat er Klassik studiert – doch er arbeitet an anderen, populäreren Formen. Hufeisen wird zum Geheimtipp der neuen christlichen Musikszene. Geprüfter Konzertflötist, gläubig, aber nicht im engen Sinne missionarisch, jung und gut aus­sehend, leichtfüßig und tiefsinnig – die etablierten Kirchenmusiker irritiert das. Ein Troubadour, sagen sie.

1979 veröffentlicht er seine erste Langspielplatte. Als sie erscheint, fasst er sich ein Herz und schickt sie seiner Mutter. „Liebe Mutter . . .“ Zum ersten Mal schreibt er ihr so persönlich. Knapp zwei Wochen später findet er im Briefkasten die Antwort. Absender: „E. Schaper“. Eine rote 60-Pfennig-Rollenmarke klebt auf dem Umschlag, abgestempelt in Iserlohn. „Vergiß mein nicht“ steht in großen Lettern auf dem Werbestempel. Was seine Mutter schreibt, mit der Schreibmaschine, trifft ihn ins Herz. Dass niemand von ihm wisse. Dass er eine Halbschwester habe. Und dass sie sich über ein Treffen freuen würde. „Herzliche Grüße. Deine Mutter.“ „Deine Mutter“ – zum ersten Mal. Hufeisen war 25 Jahre alt.

In den 80ern: der Künstler in der Passionsliturgie "Totentanz zu neuem Leben"
Vier Monate später treffen sie sich in einem Hotel: ausgerechnet. Die Frau, die seine Mutter ist, hat eine Zigarette in der Hand, ein voller Aschenbecher steht vor ihr. Mitte vierzig, dunkle Haare. Hufeisen erinnert sich an diese erste Begegnung, als hätte sie gestern stattgefunden. Er hört noch sein eigenes Herz schlagen. Als er nä­her kommt, sieht er das Cognacglas auf dem Tisch. Sie blicken sich an. „Hallo Mutter“, sagt er, sie antwortet: „Hans-Jürgen“. Dann setzt er sich. Sie blicken sich an, lange, sprachlos. Hufeisen registriert alles: Die Haare sind dunkelbraun, changieren ins Rötliche. Die Augen wirken abwesend. Die Lippen zittern. Aber doch, er findet sie sympathisch. „Sie hatte eine besondere Aura. Ich merkte, dass sie ungeheuer ner­vös war“, erinnert er sich. Und dass sie plötzlich das Schweigen brach: „Dein Hemd sieht aus wie Frühling.“ Die beiden reden, am nächsten Morgen wollen sie zusammen frühstücken. Doch Hans-Jürgen Hufeisen sitzt allein im Gastraum. Seine Mutter ist abgereist. Einfach so, ohne ein Wort hat sie ihn allein gelassen.

Einige Male lädt er sie in Konzerte ein, manchmal kommt sie. Doch die Mutter ist reserviert. Einmal verlässt sie den Saal – Hufeisen hatte die Geburtsszene Jesu mit Musik und roten Tüchern nachempfunden. Als Hufeisen heiratet und zwei Kinder bekommt, wirkt sie erst einmal begeistert – doch der Kontakt bleibt kühl und selten.

Währenddessen feiert Hans-Jürgen Huf­eisen mit seinem ganz eigenen Musikstil große Erfolge. Er tritt mit dem Theologen Jörg Zink auf, der beeindruckt ihn: ein Freigeist, der die Macht der frommen Worte behutsam und wirkungsvoll einsetzt. Auf Konzertlesungen begleiten ihn Margot Käßmann und Anselm Grün. Neben dem vollbärtigen Mönch wirkt Hufeisen nahezu unscheinbar. Der Pater macht sich seine Gedanken über Huf­eisen. Er stellt sich das Baby unter der Decke vor, damals im Hotel in Anrath. „Er würde nicht mit dieser Intensität spielen, wenn dieses Defizit an Atem, das Lebensbedrohliche, nicht gewesen wäre.“ Auch die zweite Wunde ließe sich heilen. „Da gibt es den Glauben als bewussten Ort, wo ich Annahme und etwas Väterliches und ­Mütterliches erfahren kann.“

In der Wohnung der Mutter findet sich keine Spurt aus dem Leben ihres Sohnes

Vielleicht meint Anselm Grün diese ­Wunde: Der Vater, durch die erbbiologische Untersuchung identifiziert, hat sich nie gemeldet. Die Mutter wirkte bei den wenigen Treffen verhärmt und verbittert. Der Kontakt zur Schwester bleibt sporadisch. Als Hufeisen fünfzig wird, plant er Großes. Seine Feier soll zur Zusammenführung werden, soll Geheimnisse lüften. Seine besten Freunde lädt er ein. Olga H. reist aus der Schweiz an, die Erzieherin aus Neukirchen-Vluyn. Sein Sohn Simon ist da. Mittags treffen sich die Gäste im Hotel. Man steht im Halbkreis, Hufeisen begrüßt die Anwesenden, einige kennen sich noch nicht, er stellt sie einander kurz vor, es wird gescherzt und gelacht. Die ältere Dame mit dunklen Haaren, die da am Rande steht, kennen die wenigsten. Der Gastgeber wirkt aufgeregt, angespannt. Er wendet sich ihr zu und sagt: „Das ist meine Mutter.“ Betretenes Schweigen. Unsichere Blicke. Eveline Schaper ringt um Fassung, Hans-Jürgen Hufeisen auch. „Ich habe mich gefreut, dass sich endlich Hans-Jürgens Tränen lösen, nach langer Zeit“, erinnert sich Erzieherin Olga H. Seit 47 Jahren kennt sie ihn – heute sieht sie ihn zum ers­ten Mal weinen.

Jörg Zink (oben re.) und Anselm Grün: zwei Männer, die Hufeisen beeindruckten
Ein nachdenkliches Fest wird es. Die Mutter spricht mit einigen Gäs­ten, oft hüllt sie sich mit Zigarettenrauch ein. Am nächsten Morgen reist sie vor dem Frühstück ab, hinterlässt an der Rezeption einen handgeschriebenen Zettel, immerhin: „Noch einige Stunden vermag ich mir nicht zuzutrauen. Habt Verständnis bitte, ich bin auf dem Weg nach Hause. Danke für alles und noch mehr.“

Drei Jahre später die Nachricht vom Tod. Hans-Jürgen Hufeisen und seine Schwes­ter reisen nach Iserlohn. Zum ersten Mal sieht Hufeisen, wie seine Mutter gelebt hat. Kalter Zigarettengeruch hängt in der Zweizimmerwohnung. Das Sofa, die Teppiche, Vorhänge, Lampen: Alles sieht aus wie in den 50er Jahren, zur Zeit seiner Geburt. Hufeisen sucht Unterlagen. Nichts findet er über sich. Keine der Schallplatten und CDs, die er ihr geschenkt hat, kein Foto, keine Dokumente. Es ist, als habe seine Mutter alle Zeichen von ihm vernichtet. Als habe sie ihn vor sich selbst verheimlicht.

Die Trauerfeier nähert sich dem Ende. Der Pfarrer liest den Text eines frommen Volkslieds: „Nun ruhen alle Wälder“. „Breit aus die Flügel beide, o Jesu, meine Freude“ – diese Zeile hat Hans-Jürgen Huf­eisen im Heim abends oft gesungen, „will Satan mich verschlingen, so lass die Englein singen: ‚Dies Kind soll unverletzet sein.‘“ Ein letztes Mal steht er auf, spielt die Melodie, diesmal auf einer hohen Piccoloflöte. Nach dem letzten Klang nimmt der Bestattungsunternehmer die blaue Urne und trägt sie hinaus.

Eveline Schaper wollte anonym beigesetzt werden. Nachdem alle gegangen sind, schreitet Hufeisen das Gräberfeld ab, misst in Schritten die Lage des Grabes und macht sich eine Skizze. Diesmal soll ihr die Flucht nicht gelingen.
November 2013 in der Klosterkirche Sant Francesc in Palma de Mallorca.
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Mir läuft es kalt den Rücken runter.
Ich habe nur diesen Auszug aus dem Buch gelesen, bin tief beeindruckt.
Wir wünschen Hans Jürgen Hufeisen nur das Beste, seiner Familie ebenso.
Bin 1956 Gebohren, habe viel Glück gehabt.
Es schadet nicht wenn man sich auch andere Lebensgeschichten anhört!
Bernd Schnelle

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Toll, diese Geschichte ! Eine tolle Mutter, und eine Frau, die tut, wonach es ihr gelüstet. Manche Tiermütter handeln genauso. ----------------Anonym bleibe ich, weil das Absurde anonym ist.

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...auch wenn wir sie nicht kennen, wenn wir unter unglücklichen Umständen das Licht der Welt erblickten, ist sie in uns. Das macht diese Geschichte so schwer. Eine Mutter die bei der Geburt stirbt ist in der eigenen Chronik einfacher zu ertragen. Auch eine Mutter die uns erklärt, weshalb sie uns nicht aufziehen wollte. Hart, aber damit können wir uns versöhnen. Abgelegt zu werden, in einem Hotelzimmer, unter einer dunklen Decke. In eine Babyklappe am Seiteneingang eines Krankenhauses, das ist schwer zu verarbeiten. Das Leben muss deshalb nicht schlecht sein. Hans Jürgen Hufeisen hat das bewiesen und teilt seine Lebensfreude in seiner Musik und seiner Liebe zu den Menschen. In dieser persönlichen Geschichte ist er die Hauptperson, nicht die Frau, die ihn geboren hat- und wirklich tolle Frauen sind anders.

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....auch verlockend, ob der Möglichkeit, ohne sogenannte Prägung das Leben aushalten zu müssen. Ich weiß, dass dieser Satz für manchen sehr unverständlich und grausam klingen muss. Natürlich ist für mich selbst als Mutter diese Situation unvorstellbar. Jedoch, ist dieser Schmerz, nicht gewollt zu sein, vielleicht leichter zu ertragen, als ein Leben lang, Tag für Tag diesen Umstand zu spüren. Ein Leben lang unter einer Mutter zu leiden, die eigentlich nur eine biologische Tatsache auf dem Papier ist. Kein wirkliches Interesse, keine Nähe, keine Bindung, kein Empfinden, keine Erklärungen, keine Gespräche, einfach Nichts. Und es war ein Irrglaube zu denken, irgendwann überwindet man die Kindheit und hat sein eigenes Leben. Nein, je älter man wird, klafft diese Wunde immer wieder auf stärker als je zuvor. Die Sehnsucht und der tiefe innere Wunsch nach dieser Geborgenheit der Familie bleibt doch und da man weiß, dass es sie in dieser Familie nie geben wird, hört der Schmerz und die Wut und die Traurigkeit nie auf. Trotz allem hat mich die Geschichte von Herrn Hufeisen sehr bewegt und meine Gedanken sind deshalb in diese Richtung gegangen, weil ich glaube, dass unsere Lebensgeschichten gar nicht so unterschiedlich sind.

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Jemand , der mit seiner Musik viele Menschen beglücken kann, ist für seine niedrige Herkunft mehr als entschädigt. Er ist ein glücklicher Mensch, d.h. wenn er dies begreift.
Jesus zeigte eindringlich, was im Leben zählt, und zwar ist es Selbstliebe. Schwer genug, diese Forderung im Leben durchzusetzen, vor allem, in einer Welt, in der nur Geld zählt.
Für Gott ist nicht ein Reicher der Hoffnungsträger, sondern jemand, der andere Werte als Geld vermittelt.
Ich möchte an die Bibel erinnern, denn Emotionen allein, führen nicht weiter.