chrismon: Wieso führen Sie mit Flüchtlingen eine lustige Oper über wechselnde Liebschaften auf?
Cornelia Lanz: Lustig ist nicht das erste Wort, das mir zu „Così fan tutte“ einfällt. Da kommt die ganze Palette menschlicher Gefühle vor. Sie handelt von einer Wette, und eine Wette kann ja auch aus Langeweile geboren werden. Der Regisseur und ich sagten uns: Wo gibt es mehr Langeweile als im Flüchtlingsheim?
Können die Syrer etwas mit klassischer Musik anfangen?
Die Mozartmusik ist so schnell und unmittelbar zugänglich, viel schneller als Sprache. So entsteht auch ein Austausch: Ich bringe den Flüchtlingen meine Musik mit, sie zeigen mir ihre, dann halten wir das gegeneinander.
Hilft es den Flüchtlingen, wenn sie als Sänger auftreten?
Das Flüchtlingsheim in Oggelsbeuren ist sehr weit abgelegen, 18 Kilometer von Biberach. Dort gibt es nicht einmal einen Einkaufsladen, keinen Bäcker, nichts. Das ist schwer für viele Flüchtlinge. Deswegen finde ich es schön, dass wir dort sind und sagen: Ihr seid willkommen, und wir wollen euch etwas von unserer Kultur zeigen, zeigt uns etwas von eurer.
Wie sind die Reaktionen?
Sehr herzlich. Am Anfang halten sich manche natürlich erst
mal zurück, insbesondere die Frauen. Inzwischen legen sie aber ihre Kopftücher ab, wenn wir unter Frauen sind.
Wie geht es weiter?
Wir werden über den gesamten Herbst hinweg und dann zum Kirchentag 2015 immer wieder Aufführungen haben. Das soll kein einmaliges Feuerwerk sein. Es geht darum, dass die Flüchtlinge Deutsche kennenlernen, denen sie vertrauen.
Mozarts Musik im Auffanglager
Die Opernsängerin Cornelia Lanz inszeniert „Così fan tutte“ mit syrischen Flüchtlingen
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