Foto: Stefan Schlumpf
Konkursrichter auf dem Zauberberg
Die berühmte Klinik in Davos, der Thomas Mann einen seiner größten Romane widmete, steht vor dem Aus.
09.12.2013

Es ist winterlich klar und kalt in Davos. Doch in diesen Monaten liegt noch etwas anderes in der Luft. Die Hochgebirgsklinik, in der ich als Seelsorgerin arbeite,  hatte im September Insolvenz angemeldet. Patienten und Mitarbeiter sind besorgt und verunsichert.

Die Hochgebirgs­klinik ist die einzige deutsche Klinik in der Schweiz, die aus der von Thomas Mann beschriebenen Zauberberg-Welt übrig geblieben ist. Ein vermögender Hamburger hatte sie 1901 als Sanatorium für mittellose Tuberkulosekranke aus Deutschland gegründet. Dieser christlich-soziale Gedanke prägt die Klinik. Heute werden hier vor allem Asthma- und Allergiekranke behandelt, 90 Prozent sind Deutsche. „Wenn kein Medikament mehr greift, dann ist Davos meine letzte Rettung“, sagt eine Patientin, die seit 20 Jahren regelmäßig kommt. Es gibt in Deutschland keine Klinik in vergleichbar allergenfreier Höhenlage.

Für die jetzige  Insolvenz gibt es mehrere Gründe. Neben dem starken Frankenkurs spielt auch eine Rolle, dass die deutschen Krankenkassen nach den Reformen im Gesundheits­wesen weniger Rehamaßnahmen finanzieren. Ende November gab der Konkursrichter einen Aufschub von sechs Monaten. Gelingt es bis dahin nicht, sich mit den Gläubigern zu einigen und ein Sanierungskonzept auf den Weg zu bringen, droht die Schließung.

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