Amelie Persson
Von guten Mächten wunderbar geborgen
„Schreiben Sie uns den Satz, der Sie stark macht“, hatten wir die chrismon-Leser und Leserinnen in einem Sonderheft zum Reformationsheft aufgefordert. Das haben Sie getan. Bibelworte und Gebete, Ermunterungen, Durchhalteparolen und Lebensweisheiten, alles dabei - insgesamt über 4000 Antworten haben uns erreicht. Einige haben wir schon veröffentlicht, nun kommen noch einige mehr. Und ein Buch mit den besten Sätzen in der edition chrismon ist bereits in Arbeit.
19.12.2012

Kommst övern Hund, kommst ok övern Steert!

Susanne Hinrichs, Hamburg: "Schaffst du es, über den Hund zu springen, schaffst du es auch noch über seinen Schwanz, sagte mein Vater manchmal. Er war ein sehr humorvoller Mensch. Und als gebürtiger Elmshorner schnackte er gern mal mit uns Platt.

Er war Gerberei-Ingenieur. Anfang der fünziger Jahre stand es mit der Lederindustrie in Deutschland aber nicht zum Besten, und er sah sich gezwungen, seine berufliche Tätigkeit ins Ausland zu verlegen. Das bedeutete für unsere Familie immer wieder Veränderungen, neue Sprachen, Schulen, Freunde. Doch meine Eltern entwickelten sich zu ­Meis­tern der Improvisation, mit Gott­vertrauen arrangierten sie sich immer wieder mit den Gegebenheiten, machten das Beste draus. Mein Vater immer ­voller Optimismus! Eben: Kommst övern Hund, kommst ok övern Steert! Hast du es bis hierher geschafft, dann schaffst du auch den Rest."
 

Von guten Mächten wunderbar ­geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist bei uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag.

Kitty Winde-Stein, Amerang: "Der Satz von Dietrich Bonhoeffer stellt sich meinen alltäglichen Sorgen und Ängsten entgegen: Werden die noch nicht ganz erwachsenen Kinder durchkommen, durch alle Wirren der Jugend, durch ihre Ausbildungen, werden sie sich ein gutes und sinnvolles Leben aufbauen können? Wie geht es weiter mit meiner hochbetagten Mutter, wird sie weiterhin eine gesegnete Zeit haben, um schließlich ein gnädiges Ende zu finden? Werden wir, mein Mann und ich, in der Rente genug Geld haben, um das Er­worbene für die nächste Generation zu erhalten? Manchmal steht der neue Tag vor mir wie ein riesiges Gebirge. Werde ich heute alles schaffen? Und überhaupt: Was wird später mal aus mir? Dann hilft mir mein Satz, mein Mantra: Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag... Wie von einem göttlichen Windhauch fortgetragen sind dann meine Befürchtungen und Ängste, und es gibt Platz für neue gute Motive, Gedanken, Gefühle und Ziele."


Heute ist der erste Tag vom Rest meines Lebens.

Heinz Gronewold, Ganderkesee: "Seit den siebziger Jahren begleitet mich dieser Satz. Vor einem Jahr aber starb meine Frau nach 45 Jahren gemeinsamen Lebens. Die Kinder sind groß und aus dem Haus, mein Berufsleben ist ­lange beendet. Auch im ehrenamtlichen Hospizdienst konnte ich einiges be­wegen. Was sollte noch kommen? Dann ergab es sich, dass ich vertretungsweise einen Predigtdienst wahrzunehmen ­hatte. Bei der Vorbereitung stieß ich auf das Wort von Coretta King. Es animierte mich zu einer mutmachenden Verkündung: Ich lebe heute! Und heute kann ich das tun, was meinem Leben einen Sinn und ein Ziel gibt."
 

Lasst die Sonne über eurem Zorn nicht untergehen. Epheser 4,26

Edelgard Nolting, Idstein: Der Satz, der mich durch 48 Ehejahre ­begleitet hat. Was immer sich im Laufe eines Tages zwischen uns gestellt haben mochte – vor dem Einschlafen wurde es bereinigt.

 

Der Wolken, Luft und Winden
gibt Wege, Lauf und Bahn,
der wird auch Wege finden,
da dein Fuß gehen kann.

Helga Warsen, Haltern am See: "2007, als der 400. Geburtstag von Paul Gerhardt gefeiert wurde, erkrankte mein Mann schwer. Ich war sehr verzweifelt, wartete auf Nachrichten aus dem Krankenhaus und starrte aus dem Fenster. Während ich den Wolken nachsah, kamen mir diese Liedzeilen in den Sinn. Und ich wurde etwas ruhiger."
 


Ach, und Kindchen, vergiss die ­Freude nicht!

Angelika Frerichs, Kisdorf: Meine Omi lebte in ihrer kleinen Wohnung wie eine kleine Königin – ohne richtige Heizung, ohne Waschmaschine, ohne Fernseher, ohne Geschirrspüler, ohne Komfort. Wir gingen in den Zoo, ­in den Park und spielten stundenlang Karten. Sie war so wunderbar fröhlich. Trotz schrecklicher Kriegserlebnisse. Diesen Satz sagte sie mir zum Abschied.
 


Geliebt zu werden macht uns stark. Zu lieben macht uns mutig.

Michael Kirschner: "Ich bin seit einem Jahr in einem richtig tollen Forum im Internet aktiv. Habe dort wunderbare Menschen kennengelernt, teilweise im Real Life getroffen und halte mich einfach gerne in dieser Community auf. Die Sache ist die, ich habe mich dort verliebt. Sie ist in meinem Alter, 16, hat ähnliche Interessen und, und, und. Wir chatten, wann immer es geht. Wäre alles gut, wenn wir nicht so weit auseinander wohnen würden. Ich in Augsburg, sie in Nordrhein-Westfalen.

Der Satz von Laotse passt zu mir und zu meinem Verhalten. Jemanden zu haben, der auf einen wartet, der zuhört, der lacht, der sich deiner Probleme annimmt, der sich nach dir sehnt, der dich will. Der zweite Teil ist die Euphorie, die man selbst spürt, wenn der andere in der ­Nähe ist. Man blüht auf.

Diese (verdammten) Schmetterlinge da im Magen ;-). Ich hatte die E-Mail-Adresse ihres Chemielehrers rausge­funden. Mein Herz kam auf eine verrückte Idee. Ich habe ihn einfach angeschrieben und mehr oder weniger gebeten, ihr Grüße auszurichten und ihr zu sagen, dass ich sie liebe. Kaum war es versendet, kam das Hirn – ich schrieb den Lehrer erneut an und bat ihn, alles zu vergessen. Passiert ist nix Schlimmes. Sie selbst fand alles zwar etwas peinlich, aber böse war sie mir nicht. O. k., das war Übermut!

Ich will sie nie verlieren und würde alles für sie tun, was in meiner Macht steht. Sie im Frühjahr oder schon dieses Jahr mal zu treffen wäre großartig. Oder gar in ihrer Nähe zu studieren. Ihr dürft mir nun alle gerne sagen, dass es töricht ist, sich so früh binden zu wollen, aber ich lieb sie einfach."
 

Alles richtig machen zu wollen ist ­bestimmt falsch.

Astrid Grunack, Bonn: "Diesem scheinbar paradoxen Satz, der aus einem Buch von Werner Sprenger stammt, bin ich vor etwa zehn Jahren zum ersten Mal begegnet, inzwischen habe ich ihn als Postkarte, so dass ich im Alltag immer wieder daran erinnert werde. Ich würde mich als eher idealistischen Menschen beschreiben, manchmal auch ein wenig perfektionistisch, wie gern würde ich immer alles „richtig“ machen! Der Satz schenkt mir Abstand bei zu treffenden Entscheidungen und den Mut zur Unsicherheit, den Mut, auch mal etwas zu riskieren. Und wer bestimmt denn überhaupt, was richtig ist? Richtig jetzt gerade im Moment? Richtig für mich? Was für den einen richtig ist, ist vielleicht für den anderen gerade falsch. Der Satz ermutigt mich zum eigenen Denken und Handeln, zum eigenen Leben!"

 

Wir schaffen das schon!

Catrin Laurig-Wanke: "Als mein Mann die Kinder und mich vor fünf Jahren verließ, standen schwere Zeiten vor uns. Ich befand mich nach dem Erziehungsurlaub auf dem Weg ­zurück ins Berufsleben, zwei Kinder mussten versorgt werden. Mit viel Organisationstalent, Selbstdisziplin und auch Humor haben wir diese Zeit gemeistert. Da hat mir dieser Satz an manchem einsamen Abend geholfen."
 


Alles hat einen Sinn, auch wenn man ihn nicht versteht.

Christa Douverne, Eichstätt: "Mein Mann starb im Mai 2003 ohne Abschied den Herztod, mein zehnjähriges Enkelkind starb am 1. November 2003 nach vierjährigem Krebsleiden. Die Ehe meiner Tochter zerbrach daraufhin, und sie selbst erkrankte an Multipler Skle­rose. Von da an klammerte ich mich an diesen Satz. Sonst hätte ich den Verstand verloren."
 

Wo nichts mehr geht, fängt alles an.

Michael Freitag-Parey, Basdahl: "Diesen Spruch las ich vor vielen Jahren auf der Berliner Mauer. Wie passend, dass ihn gerade dort jemand „verewigen“ wollte und es tat! Der Satz hat sich mir tief ins Herz gesetzt, und ich bin froh darüber. Er ist Impuls in Zeiten, in denen nichts mehr zu gehen scheint. Eine ­Motivation, weiterzugehen. So wie Jesus am Kreuz es vorgemacht hat."


Wer nicht rausgeht, kommt nicht rein.

Nessa Altura: "Diesen Satz habe ich einmal irgendwo gefunden, und er hat schlagartig meine damalige Situation erhellt: Ich habe geschrieben, aber nur für die Schublade. Fürs Herausgeben meiner Texte war ich zu zaghaft, auch zu selbstkritisch. Dann habe ich innerlich genickt und eine Kurzgeschichte an einen Verlag geschickt, der um Beiträge bat. Und: Schwupps, die ­Story wurde genommen. Gedruckt. Ich war mir immer noch nicht sicher, ob sie wirklich komisch war. Bei der ersten Lesung bogen sich die Leute vor Lachen – so ansteckend, dass ich selbst kaum die ­Fassung bewahren konnte. Und ein halbes Jahr später kam dieser Telefon­anruf: „Sie haben gewonnen.“ Hm, was denn? „Den Friedrich-Glauser-Preis. Die beste deutschsprachige Kriminalkurz­geschichte.“ Das war 2002. Es stimmt also: Wer nicht rausgeht, kommt nicht rein. Und das gilt ganz besonders für Menschen, deren beste Freunde der PC und das Internet sind."
 

Etwas Besseres als den Tod findest du überall...

Irene Oberreuter, Hemmingen: "...sagte der Esel zum Hahn. Ein Satz voll schlichter Hoffnung! Und was tun sie, die vier Tiere, in ihrer schier ausweglosen Lebenslage? Sie bilden eine Gemeinschaft, sie setzen sich ein Ziel. Und musizieren. Die Bremer Stadtmusikanten sind meine Krisenhelfer."
 


Wenn ich erst einmal oben auf dem Berg bin, werde ich auch auf ebenen Feldern gehen können.

"Das ist für mich ein rettender Satz, ein Privatsatz. Ich sage ihn mir nicht laut vor, wenn ich das Leben als beschwerlich empfinde. Aber ich vergegenwärtige ihn mir inhaltlich und atmosphärisch. Auf den ersten Blick mag der Satz ein wenig rätselhaft sein, doch letztlich zielt er recht banal in die Richtung gelassener Volksweisheit, die auf vielfältige Weise wissen lässt, dass blutige Erfahrungen langfristig nützlicher sind als ständiges In-Watte-gewickelt-Sein."

 

Und wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt irgendwo ein Lichtlein her.

Susanne Hansen, Hamburg: "Meine Großtante tröstete meine Mutter nach der Flucht aus Ostpreußen mit diesem Satz. Meine Mutter spendete mir Kraft, als ich nach der Scheidung mit drei kleinen Kindern in eine depressive Krise geriet. Meiner großen Tochter schrieb ich den Satz, als die erste große Liebe entzweiging. Meiner mittleren Tochter half er über einen langen Klinik­aufenthalt hinweg. Wenn meine jüngste Tochter bei Schauspielschulen „vorspricht“ und voller Lampenfieber ist, ist unser Familientröster-Satz ihr Mantra. Und wenn ich traurig von meiner 92-jährigen Mutter aus ­Bayern wegfahre und der Abschiedsschmerz unerträglich ist, dann mach ich mir Mut mit diesem Satz.
 


Eine Umarmung sagt mehr als tausend Worte.

R. R.: "Vor einiger Zeit nahm sich ein Schüler das Leben. Warum fehlen uns die Worte? Stärke oder Schwäche zeigen? Ich zeigte Schwäche und weinte mit den Angehörigen. Es gibt Situationen, da sind Worte kein Trost."
 


Selig sind, die da hungern und ­dürs­ten nach Gerechtigkeit, denn sie ­sollen satt werden. (Matthäus 5,6)

Annerose Behrisch, Ebersbach: Es ist mein Konfirmationsspruch aus dem Jahr 1971. Mein Pfarrer Liebau war einer der wenigen in der damaligen DDR, die mir Halt gaben. Ich war so ­wütend, so auf der Suche nach dem Sinn des Lebens, hatte so ein Fernweh! Noch heute hilft mir dieser Satz, nicht zu verzweifeln an der Selbstgerechtigkeit, der Beliebigkeit, die Einzug gehalten haben in unserer Gesellschaft und Kirche, die kaum auszuhalten sind.

 

Steh auf, wenn du Schalker bist!

Gerd Dehne, Wuppertal: Das haben über viele Jahre an jedem ­Wochenende Tausende Schalker Fans ­gesungen, wenn ihre Mannschaft mal wieder ganz unten war.

 

Astrid Bekrater-Bodmann, Laatzen: Ein Tucholsky-Satz hängt seit über vierzig Jahren als Poster in meiner Wohnung, ich habe ihn meinen Kindern mitgegeben, und er sorgt immer noch hin und wieder für Gesprächsstoff:

Nichts ist schwerer
und nichts erfordert mehr Charakter,
als sich im offenen Gegensatz
zu seiner Zeit zu befinden
und laut zu sagen:
N E I N !

Aktueller denn je, finde ich...

 

When too perfect, lieber Gott böse.

Anne Schröder-Greve, Seevetal: "Ich fand diesen Satz von Nam June Paik in einer Infomappe in einer Ferienwohnung. Seit diesem Moment ist es „mein“ Satz. Mein Perfektionismus hatte mich immer unter Druck gesetzt. Es fiel mir schwer, mich zu mögen. Ich darf, ja ich sollte sogar unperfekt sein: Was für eine Erleichterung! Mein Satz macht mich stark, weil er mir hilft, schwach zu werden."
 


Die Jahre bangen Forschens in der Nacht, mit ihrem drängenden Verlangen, ihrem Schwanken zwischen Zuversicht und Erschöfung, schließlichem Hinaustreten in das Licht - nur die es erfahren haben, können es verstehen.

Mozarts Musik ist so rein und schön, dass ich sie als die innere Schönheit des Universums selbst ansehe.

Es gibt wirklich nur eine Stelle in der Welt, wo wir kein Dunkel sehen. Das ist die Person Jesu Christi.

Diese Zitate von Albert Einstein hat eingesandt

Hermann I. Söntgerath

 

Ich könnte mir vorstellen, dass ein Mensch auf die Erde hinabblickt und behauptet, es gebe keinen Gott. Aber es will mir nicht in den Sinn, dass einer zum Himmel aufschaut und Gott leugnet.

Dieses Zitat von Abraham Lincoln hat eingesandt

Hermann I. Söntgerath

 

What bells are those that ring so slow? They are the bells of Geisenheim, that with their melancholy chime, ring out the curfew of the sun.

Auf deutsch:

Was für ein Läuten mag das sein? / Es klingt so mild, so tief, so rein. / Das ist zum Sonnenuntergang, / voll Wehmut, dass der Tag versank, / der Glocken Klang von Geisenheim.

Dieses Zitat von Longfellow hat eingesandt

Hermann I. Söntgerath

 

Glocken haben eine Seele, weil sie Mittler sind zwischen Gott und den Menschen.

Dieses Zitat von Meister Rudolf Perner hat eingesandt

Hermann I. Söntgerath

 

. . . überwältigt sein, ich darf mir Gott nicht wünschen und nicht wollen. Man darf den Wunsch zu glauben, nicht mit dem Glauben selbst verwechseln. Er muss plötzlich da sein.

Dieses Zitat von Axel Milberg hat eingesandt

Hermann I. Söntgerath

 

Der Tag entweicht und abendliches Dunkel befreit die Wesen, so sie auf Erden wohnen, von ihren Mühen: Es ist die Stunde, welche das Herz weich stimmt und den Pilger vor Sehnsucht krank macht, wenn er aus der Ferne die Glocken von Nôtre Dame hört, deren Töne den dahinsterbenden Tag zu beweinen scheinen.

Dieses Zitat von Dante Alighieri hat eingesandt

Hermann I. Söntgerath

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»Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist bei uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag.«

Diese von Hoffnung und Zuversicht sprechenden Zeilen stammen bekanntlich von dem Theologen Dietrich Bonhoeffer. Wenige Wochen nachdem er das bewegende Gedicht, aus dem dieser Vers stammt, in Konzentrationslagerhaft vollendet hatte, wurde er erbarmungslos am Galgen zu Tode gebracht.

War Gott – »bei uns am Abend und am Morgen« – auch bei der Hinrichtung dieses aufrechten Mannes dabei? War er verlassen und enttäuscht von einem Gott, bei dem er sich geborgen glaubte? Hat er wie die sieben Millionen Menschen jüdischer Herkunft auch vergeblich auf den erflehten Beistand gehofft?

Ich will keinen Gläubigen provozieren, aber fragen möchte ich schon dürfen. (www.uwelehnert.de)

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Schade, dass nicht alle Sprüche und die dahinter verborgenen Geschichten den Weg in Ihr Heft fanden: Ich habe das Lesen genoßen und toll, wenn es in Kürze ein Buch dazu gibt.

Ich habe auch zwei Sprüche, die in einer auswegslos, erscheinder Situation Mut machen und fröhlich stimmen:

- Wo viel Schatten- auch viel Sonne

-Wenn eine Tür zugeht, geht auch wieder eine auf und dann man muss nur noch die Tür zum Schloss nehmen und alles wird gut!

Die Sprüche sind nicht von mir (lediglich ein wenig von mir abgewandelt), aber sie spenden mir Trost und machen mich fröhlich, wenn es mal nicht so geradelinig läuft..
Alles Gute und dass jeder Leser, seinen "Spruch" fürs Leben findet.

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Gott war nur auf den Gürtelschnallen der Nazis dabei, jeder kennt doch den Spruch "Gott mit Uns" der auf den Gürtelschnallen stand. Jeden Morgen und jeden Abend konnten die Gefangenen diesen einen Spruch lesen. Ich bin der Meinung dieses Gedicht ist eine Ironische anspielung darauf.

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Ich denke, dass die Frage von Uwe Lehnert sehr berechtigt ist. Wo ist der angeblich alle liebende Gott?
Ich habe als Arzt in einem Evangelischen Krankenhaus in Afrika, dass auch durch die EKD und ihre Missionswerke gefoerdert wird, gearbeitet. Die Kirche dieses ganzen afrikanischen Landes wird hauptsaechlich durch die EKD und Kirchen aus den USA und Skandinavien finanziert. Seit 100 Jahren ohne ausreichende Buchfuehrung und ohne Ueberpruefungen. Das fuehrt dazu, dass offensichtlich der Grossteil der Gelder durch Bischoefe und deren Angestellten (unter Kollaboration von Missionaren) gestohlen wird. Wenn sich Afrikaner (Journalisten, Wirtschaftspruefer, Wissenschafter, Krankenschwestern, Patienten) gegen diese Verbrechen auf dem Ruecken der Aermeren wehren und Gerechtigkeit fordern, dann werden diese Afrikaner durch die EKD im Stich gelassen, verschwiegen, verleumdet und schweren Menschenrechtsvergehen (wie Therapieverschlechterungen), die zu deren Tod fuehren, ueberlassen.
Auch diese Menschen vertrauen (und verzweifeln - wie vermutlich der betrogene Bonhoefer, den ich vor Jahren auch bewunderte) an ihrem Gott, der sie angeblich schuetzen soll. Erzaehlt und eingeimpft haben ihnen den "schuetzenden Gott" jene Missionswerke und Missionare, die einerseits dafuer verantwortlich sind, dass Gelder der EKD unbescholtene, aufrechte Afrikaner unterdruecken und deren Leben zerstoeren und die anderrseits von den Spendengeldern leben. (In der letzteren Tatsache vermute ich wohl die Ursache fuer Lug und Betrug bis an die Spitze der EKD).
Ich denke schon, dass sich Christen von diesen Widerspruch zum "schuetzenden Gott" - der es offensichtlich mit den Taetern in der Kirche besser meint als mit deren Opfern - provoziert fuehlen sollten. Die Erfahrung sagt mir aber eher, dass Verschweigen, Angriffe und Luegen die Reaktionen sein werden.

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Das sind sehr komplexe Fragen bzw. Anschuldigungen die von Herrn Brandl und Lehnert hier benannt werden. Zu den afrikanischen Zuständen kann ich gar nichts antworten, da ich mich darin nicht auskenne und auch keinerlei Hintergründe weiß. Die andere Frage, die vor allem von Herrn Lehnert aufgeworfen wurde, betrifft ja die berühmte Theodizee-Frage: "Warum lässt Gott Leid zu?". Vielleicht ist sie auch eine Antwort auf Herrn Brandls Beitrag. Für mich persönlich gibt es Antworten auf diese Frage. Da Gott uns mit einem freien Willen ausgestattet hat, hat er uns auch die Wahlmöglichkeit zwischen "Gut" und "Böse" gelassen. Wir können uns, wie die Nazis, zum Bösen entscheiden. Wir können uns aber auch, wie Bonhoeffer, dem "Guten" zuwenden. Das eine führt zur Verhärtung der Herzen, das andere zur Liebe. Gott greift nicht ein, weil er dadurch die Willensfreiheit des Menschen beeinflussen würde. Wir wären nicht mehr frei zu entscheiden sondern gebunden an die Übermacht Gottes. Dieses widerum würde keine freie Wahl des "Guten" ermöglichen, da alles "Böse" ersichtlich, unter Zwang verboten wäre. Wenn Bonhoeffers letzte Worte "Das ist das Ende - für mich der Anfang des Lebens" wahr sind, dann wird einem vielleicht klar was es heisst, das Gott mit uns ist. Nicht als Gott der den rächenden und Flammenschwert schwingenden Erzengel Michael sendet, sondern Gott als der Gott, der Jesus war, das Leiden durchlebt hat und uns aufnimmt, gerade eben deshalb weil wir uns nicht dem Bösen hingegeben haben sondern dem Guten. Aller Widerstände, Mainstream und Androhungen entgegen, wunderbar geborgen in dem Wissen das Gott uns auch im Tod nicht fallen lässt. Warum sollte Jesus den sonst gestorben sein? Als Beweiß dafür, dass die "Bösen" das Sagen haben und Gottes Willen folgen?

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hallo,
mein name ist maria anna und ich bin alkohol und tablettenabhänig und seit 22 jahren trocken und clean. wir haben bei den anonymen alkoholikern einen gelassenheitsspruch und der geht so;
"gott gebe mir die gelassenheit, dinge hinzunehmen die ich nicht ändern kann; den mut, dinge zu ändern, die ich ändern kann; und die weißheit, das eine vom anderen zu unterscheiden".
wenn ich in ganz großer not bin sage ich mir diesen spruch ein paar mal hintereinander und ich merke daß ich ruhiger werde.
ich stelle fest daß ich ein mensch bin, die gerne gläubige christin ist und dieser glaube bringt mich immer wieder zu mir zurück. ich glaube wie ein kind ohne nachzufragen, denn ich habe verstanden daß ich auf ein warum nie eine antwort bekommen werde. es ist mein leben und das läuft nun mal so und nicht anders. ich kann es nur annehmen oder vergeblich dagegen ankämpfen, was ich lange genug (sucht) getan habe und was mich sehr geschwächt und kaputt gemacht hat.
eine tiefe sehnsucht befiel mich schon als junges mädchen und das war in völliger abgeschiedenheit ein einfaches leben zu führen, diese ruhe und bescheidenheit sollte meine seele, herz und körper heilen.
ich habe heute meinen platz in dieser welt gefunden, auch dank unterstützung
meiner familie.
es grüßt sie ganz herzlich
maria anna

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Christian schrieb am 7. Januar 2013 um 19:07: "das Gott uns auch im Tod nicht fallen lässt." Könnten Sie, lieber Herr Christian, vielleicht mal hinschreiben, was Sie mit diesem Bild meinen? Um ein Bild muss es sich wohl handeln, denn von irgendwelchen Plumpsgeräuschen beim Sterben ist nichts bekannt. Diese Bildermalerei mit dem Fallen ist bei Christen sehr beliebt. Niemand kann tiefer als in Gottes Hand fallen usw. Was passiert da, wenn Gott jemanden im Tod nicht fallen lässt? Wie geht es zu, wenn Gott doch anders aufgelegt ist und den Sterbenden fallen lässt? Klar ist, dass ein Gläubiger sich auch beim Sterben die Welt so zusammenreimt, wie ihn der Glaube das gelehrt hat. Ebenso klar ist, dass der Atheist schmucklos atheistisch sein letztes Stündlein verbringt. Wo ist bitte die Fallerei zu finden, die Gott so entschlossen verhindert?

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Zu dem Kommentar von Uwe Lehnert:
Hallo Uwe, du fragst dich ob Gott auch bei der Hinrichtung von Dietrich Bonhoeffer dabei war? Ich stelle die Frage mal anders, wie kann er nicht dabei gewesen sein ? Gott hat sein Leben erfüllt, mit Glaube, mit Liebe und mit allem was ihm Gott Geschenkt hat. Seine Gefangenschaft am Ende ändert daran nichts. Wir als Christen sind uns durch die Wiederauferstehung Christi, durch die Gabe des heiligen Geistes und die damit Verbundenen Erfahrungen unserer Gotteskindschaft sicher. Für einen Christen gibt es keine Erlösung von dem Tod, nur die "Erlösung vom Leben". Denn der Tod ist uns genommen. Zumindest der Zweite. Sagte nicht Paulus: "Der Tod ist verschlungen in den Sieg. Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel" 1. Korinther 15.55 . Fakt ist: wir brauchen den Tod um endgültig frei zu werden von der Sünde. Da ich mir nicht sicher bin wie du es gemeint hast nochmal etwas anders: War Gott dabei als Jesus starb? Natürlich, es war sein Wille! ALLES was geschieht ist der Wille des HERRN. Aber erst dadurch wurde die Sündenvergebung möglich. Wir müssen glauben und vertrauen, dass alles, sowohl das Gute als auch das Schlechte zu unserem Besten dienen, uns der unendlichen Weisheit Gottes anvertrauen. Eine wundersame Errettung wie oft im alten Testament brauchen wir wohl kaum, da der Tod nicht das Ende, sondern nur das Ende der Prüfung und Anfechtung bedeutet. Steht nicht auch irgendwo im Alten Testament, dass ein früher Tod keine Ungnade sondern auch ein Zeichen des Segens durch frühe Vollendung sein kann?
Hoffe ich habe deine Frage einigenmaßen geklärt, sonst E-Mail: t.laucht@web.de

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Christian schrieb am 9. Januar 2013 um 18:45: "Die aufgefangene Fallerei ist im Glauben zu finden!" Das ist eine erfreulich klare und offenherzige Auskunft. Üblicherweise beansprucht Gott, gerade wegen seiner fiktiven Natur, ein großer Schützer, Helfer und Tröster bei durchaus realen Nöten und Widerwärtigkeiten zu sein. Wenn er jetzt allerdings ein Fallen verhindert, was selber geglaubt werden muss, also in der Wirklichkeit nicht vorkommt, dann schließt sich der Kreis. Erst an die Fallerei glauben, dann daran glauben, dass Gott schon in den Startlöchern steht und das Fallen verhindert. Am besten dann mindestens 4 000 starke Sätze zu diesem Irrtum und ähnlichen Merkwürdigkeiten verfassen. Die alle in einem Büchlein aus der Rubrik besinnlich und lebensklug sammeln. Das wird ein perfektes Konfirmations- oder Weihnachtsgeschenk. Herz, was willst du mehr?

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Schrecklicher Iwan,

Sie werden es natürlich nicht glauben :-) aber so ist das halt nunmal. Die einen werden im Glauben von Gott aufgefangen, die anderen werden durch ihr Wissen hinfallen und ihren Nichtglauben bestätigt glauben.

Was die bessere Alternative ist wissen Sie ja!

Viel Spaß beim hinfallen wünscht Christian!

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Christian schrieb am 14. Januar 2013 um 20:50: "die anderen werden durch ihr Wissen hinfallen" Diese Kurzfassung des Kerns aller Glaubensbekenntnisse gefällt mir gut. Gott wird schon dafür sorgen, dass die Ungläubigen auf die Schnauze fliegen. Dazu ist er schließlich Gott.

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Nach dem, was ich in Berichten las, ging Dietrich Bonhoeffer gefasst in den Tod. Er musste sich entkleiden, ebenso ein Mitgefangener, der auch gehenkt wurde (um beide zu demütigen?). Der Tod war wohl quälend, weil die Männer zu leicht waren. Aber warum soll sie in diesen Momenten das Gottvertrauen verlassen haben? Ich weiß aus Berichten, dass Menschen ohne Bewusstsein oder mit eingeschränktem Bewusstsein u.U. etwas ganz anderes erleben als Außenstehende.

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Schrecklicher Iwan,

da haben Sie mich aber falsch verstanden. Nicht Gott lässt Sie hinfallen, sondern Sie selber werden hinfallen, weil Sie durch ihr "Wissen" nicht an Gott glauben. Gott lässt Ihnen doch die Wahl, ihm vertrauen oder alles selber machen. Wenn ich Ihre Aussage richtig verstanden habe und Sie hinfallen geben Sie Gott die Schuld, fallen Sie nicht hin dann geben Sie sich selbst das Lob. Gott sorgt nicht dafür dass Sie hinfallen, das machen Sie selber viel besser. Das eigentliche Schlagwort ist aber "Zufriedenheit". Selbst wenn ich hingefallen bin oder eine Krankheit habe werde ich damit besser umgehen, wenn ich zufrieden bin. Der Glaube ist eine Möglichkeit zufrieden zu sein und zu leben, trotz hinfallen. Die Schuld liegt nicht bei Gott sondern in der Sichtweise. Ich kann aus dem "hinfallen" lernen auch mit Schwierigkeiten zu leben. Eben darum weil am Ende Gott auf mich wartet und ich in guten Mächten geborgen bin. Aber ich weiß schon, für einen Atheisten ist das schwer zu verstehen. Aber dafür kann Gott nichts, dass Sie sich in Ihrer Freiheit für den Glaubensweg des Atheismus entschieden haben.

Christian

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Christian schrieb am 16. Januar 2013 um 18:40: "Selber hinfallen!" Diesem erfreulich umstandslos vorgetragenen frommen Wunsch möchte ich ein "Nein, danke!" entgegensetzen. Ich habe nicht vor hinzufallen. Ob es mir beim derzeit herrschenden Schnee gelingt, ist freilich fraglich. Mein Wissen, warum Gott ausgedacht und nicht wirklich ist, führt allerdings nicht dazu, dass es mich auf den Hosenboden setzt. _______________________________ Zitat: "Wenn ich Ihre Aussage richtig verstanden habe und Sie hinfallen geben Sie Gott die Schuld" Es ist mir offenbar nicht gelungen, auch nur annähernd meine Ansicht darzulegen. Also noch einmal: Ich weiß, dass es Gott nicht gibt. Also kann ich ihm auch keine Schuld geben. Solche Kunststückchen, jemanden zu beschuldigen, der nur in der lebhaften Fantasie der Gläubigen existiert, bringt ein Normalsterblicher nicht zustande. Bei Gott selber freilich ist alles möglich..... Zitat: "Der Glaube ist eine Möglichkeit zufrieden zu sein" Das bestreite ich nicht. Antiker Sklavenhalter gewesen zu sein oder mittelalterlicher Adliger oder moderner Faschist zu sein, das waren und sind alles Möglichkeiten, zufrieden zu sein. Ich wäre allerdings nicht damit zufrieden, zufrieden zu sein.

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Schrecklicher Iwan,

Ihr Problem kommt mir bekannt vor... "Ich wäre allerdings nicht damit zufrieden, zufrieden zu sein." Das haben schon die Stones erkannt ;-) Ja, was soll ich dazu schreiben? "Ich kann Sie verstehen" oder "Mein Beileid". Mir gehts wenigestens gut damit zufrieden zu sein, auch wenn ich die Welt nicht so ändern kann wie ich wollte. Ich wüsste ja nicht mal ob das eine gute Idee wäre. Als "Gläubiger" weiß ich aber, dass Gott es schon richtig macht :-) Der hat da mehr Erfahrung als ich. Mein Beitrag ist die ehrliche Mitarbeit "Gutes" zu schaffen. Bald 14 Jahre bin ich im sozialen Bereich tätig und ich freue mich immer noch über ein "Lächeln" eines Menschen dem ich helfen konnte.

Ich würde Ihnen auch gerne helfen, Ihnen echte Zufriedenheit zu verschaffen. Leider habe ich nur begrenzte Mittel! Aber geben Sie die Hoffnung einfach nicht auf. Ihr Glaube an die Nichtexistenz Gottes und die Liebe zur Kritik geben Ihnen bestimmt auch viel an Bestätigung. Es könnte also schlimmer sein.

Beste Grüße,

Christian

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Christian schrieb am 18. Januar 2013 um 19:18: "Mir gehts wenigestens gut..." Das lese ich immer gerne, dass es jemand gut geht. Zitat: "Als "Gläubiger" weiß ich aber, dass Gott es schon richtig macht :-)" Gott hätte übrigens nichts dagegen, wenn Sie kräftig mit ihm hadern würden. Am besten wäre dann, Sie veröffentlichten Ihre Gottesvorwürfe unter dem Titel "Hiobs wieder mal neue Leiden" oder so ähnlich. Zu guter Letzt sollten Sie aber schon wieder sturzzufrieden sein mit dem lieben Gott. Glaubenskrisen gelten als Pluspunkte in einer anständigen Gläubigenbiographie. Vor allem sollten Sie es unterlassen, Hadern und Kritik zu verwechseln. Gott vorzuwerfen, er habe doch nicht alles so toll gemacht, ist erlaubt. Die Vorstellung zu kritisieren, dass da ein im Hintergrund oder sonst wo wirkender Tröster, Helfer und prachtvoller Kerl sei, ist hingegen weder bei Gott noch bei seinen Fans, den Gläubigen, beliebt. _____________________________ Zitat: "Ich würde Ihnen auch gerne helfen, Ihnen echte Zufriedenheit zu verschaffen." Das ist sehr liebenswürdig von Ihnen. Ich strebe aber überhaupt nicht nach echter Zufriedenheit. Die stellt sich nämlich von alleine ein, wenn die gesellschaftlichen Verhältnisse Anlass zur Zufriedenheit geben. Und falls und solange sie das nicht tun, will ich zumindest als ersten Schritt mein Hirn bemühen und herauskriegen, woran das liegt. Wenn ich darüber ziemlich unzufrieden werde mit allen Ideologien, die die Welt überhaupt nicht oder gründlich falsch erklären - der christliche Glaube ist an ganz vorderer Stelle so eine Ideologie - , dann werde ich diese Unzufriedenheit ertragen müssen.