Frankfurter Schirn zeigt "gewebte Manifeste" von Hannah Ryggen
epd-bild/Thomas Rohnke
Die gewebten Wandteppiche der Künstlerin Hannah Ryggen thematisieren unter anderem die Gräuel des Krieges und die Rolle der Frau in einer männlich dominierten Gesellschaft. Die Ausstellung ist ab Donnerstag in der Kunsthalle Schirn zu sehen.
25.09.2019

Die Kunsthalle Schirn in Frankfurt am Main zeigt von Donnerstag bis zum 12. Januar 2020 monumentale Wandteppiche der schwedisch-norwegischen Künstlerin Hannah Ryggen (1894-1970). Die rund 25 Werke thematisieren die Gräuel des Krieges, Machtmissbrauch, die Abhängigkeit von der Natur, die Rolle der Frau in einer männlich dominierten Gesellschaft sowie die Verbindungen zu Familie und Mitmenschen, sagte Schirn-Direktor Philipp Demandt am Mittwoch. Viele der Tapisserien befassten sich mit den totalitären Systemen der 1930er und 1940er Jahre in Europa und spiegelten zugleich die sozialistischen Überzeugungen der Künstlerin. Anlass für die Schau mit dem Titel "Gewebte Manifeste" ist der norwegische Ehrengastauftritt auf der Buchmesse vom 16. bis 20. Oktober.

In Ryggens Wandteppichen mischen sich nach Darstellung der Schirn Elemente aus Volkskunst und Mythologie mit politischen Anliegen und Themen des täglichen Lebens. Von ihrem kleinen Bauernhof an der Westküste Norwegens habe die Künstlerin ihre bildlichen Angriffe auf Hitler, Franco und Mussolini gestartet und sich damit deutlich vernehmbar für die Opfer von Faschismus und Nationalsozialismus eingesetzt. "Hanna Ryggens monumentale Bildteppiche können wir als gewebte Manifeste ihrer künstlerischen und politischen Überzeugungen lesen, für die sie ihr Leben lang eintrat", sagte Demandt. Ihre textilen Arbeiten zählten zu den "markantesten künstlerischen Positionen des 20. Jahrhunderts" und seien heute wieder hochaktuell.

Webend und malend auf einem Bauernhof

Hanna (später Hannah) Josefina Maria Jönsson wurde 1894 im südschwedischen Malmö in eine Arbeiterfamilie hineingeboren und arbeitete eine Zeit lang als Lehrerin. Nebenbei nahm sie privat Unterricht bei dem Maler Fredrik Krebs (1845-1925). 1922 lernte sie während einer Europareise in Dresden ihren späteren Ehemann kennen, den Landschaftsmaler Hans Ryggen (1894-1956). 1924 zog das Paar ins norwegische Ørlandet und lebte als Selbstversorger webend und malend auf einem Bauernhof. Alle Materialien für ihre Webarbeit gewann Hannah Ryggen auf dem Hof und aus der sie umgebenden Natur. Sie spann die Wolle selbst und färbte sie mit natürlichen, aus Pflanzen gewonnenen Farben.

Die Schirn versammelt für die Ausstellung Werke der Künstlerin aus dem Nationalen Museum für Kunsthandwerk und Design in Trondheim, dem Nationalmuseum für Kunst, Architektur und Design in Oslo, dem Malmö Konstmuseum sowie aus weiteren norwegischen und schwedischen Museen und Institutionen. Die Schau wird gefördert von der Organisation Norwegian Literature Abroad (NORLA) und der Sparebankstiftelsen DNB.

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