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Es wäre ganz einfach, in den Chor der besorgten Eltern einzustimmen: Abitur zu leicht. Schüler zu doof. Deutschland bergab. Ich war letzte Woche ernsthaft irritiert, als keiner meiner Abiturientensöhne samt Freundinnen und Kumpels wusste, was sich hinter Artikel 20 Grundgesetz verbirgt. Artikel 20? "Was mit Würde?", fragte immerhin einer, und ich war kurz davor, sie auch noch die Zehn Gebote abzuhören. Artikel 1 und 20! Muss man wissen mit Abi, sagte seinerzeit mein Geschichtslehrer. Also – Deutschland bergab?
Ursula Ott
Dann kam abends eine Freundin zu Besuch, durch Umzug seit Tagen vom Internet abgeschnitten. Ob sie mal kurz in unser WLAN-Netz dürfe? Einer meiner Söhne sagte, ohne den Blick zu heben, diesen 13-stelligen Code auf. Er besteht aus einer maximal sinnlosen Anordnung von Ziffern und Buchstaben. 23doyk50mp2aq oder so. Den können die Kinder auswendig. Artikel 20 nicht.
Deutschland also gerettet? Zumindest solange ein Router in der Nähe ist. Wenn die nächste Generation 13 verknotete Zeichen memorieren kann, ist sie offenbar nicht komplett verblödet. Und kann außerdem jederzeit Artikel 20, das fünfte Gebot und die binomischen Formeln googeln.
Dass WLAN für die Kids der Schlüssel zum irdischen Glück ist, weiß ich seit einem Kroatienurlaub, in dem es kein Internet gab. Wir fuhren zurück über Venedig, dort teilte der Hotelportier kleine Kassenzettel mit dem tagesaktuellen WLAN-Code aus. Beide Jungs rissen ihm die Zettel aus der Hand, als bekämen sie nach einem Fußmarsch durch die Sahara den ersten Schluck Wasser. Ich fürchte, sie haben in ihrem Zimmer weder Artikel 20 noch das fünfte Gebot gegoogelt. Wäre aber gegangen. Wie unser Grundgesetz, die Menschenrechte und die Religionen zueinander stehen, darüber debattieren die liberale Imamin Seyran Ates, und der Theologe Christoph Markschies. Mein Lieblingssatz: "Jesus von Nazareth weist selbst ernannte Rechthaber entschieden zurück." Liest sich fast wie eine sehr weite Interpretation von Artikel 20. Googeln Sie doch mal.
Suchmaschine
Guten Tag, ich finde ihr Magazin sehr gut.
Nur das erwähnen ihrer Chefredakteurin Ursula Ott "Googeln Sie doch mal" hat mich sehr irritiert und auch enttäuscht.
Dieser Anbieter zahlt hier keine Steuern und steht nicht für Fairness, Gerechtigkeit und Werte, die evangelischen Mitarbeiter doch vertreten sollten.
Es gibt andere Suchmaschinen, die diese Werte unterstützen z.B. ecosia (pflanzt Bäume) Bitte lieber solche Suchmaschinen anwenden und verbreiten. Danke.
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