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Wie viele meiner Altersgenossen habe ich in meiner immer weiter zurückliegenden Jugend wertvolle Stunden damit verplempert, die Video-Clips meiner Lieblingsmusiker anzusehen. Oh, herrliche, vollkommen sinnlose Zeitverschwendung! Am Ende musste ich leider doch erwachsen werden und habe mich zweckmäßigen Beschäftigungen zugewandt. Jetzt aber habe ich nach langer Pause wieder einmal ein Musik-Video angesehen, das mich nachhaltig begeistert.
Die Pariser Cousins Jonathan und Guillaume Alric, alias The Blaze, machen feine, stilsichere Techno-Musik, die man jedoch überhören könnte, wenn sie nicht von kleinen Filmen begleitet wäre. Diese sind so eigenwillig und großartig, dass man die dazu gehörige Musik nicht übersehen kann. Zum Beispiel „The Territory“.
Ein junger Nordafrikaner kehrt heim, mit dem Schiff über das Meer, von Europa zurück nach Algier, kräftig, fast bullig, dennoch mit Tränen im Gesicht. Seine Familie, ungezählte Menschen jeden Alters, begrüßt ihn, Hände greifen nach ihm, Arme pressen, Münder küssen ihn. Er ist wieder da und bleibt doch außen vor. Abends auf dem Dach vor dem Sonnuntergang raucht er, während die anderen zum Gebet niederknien. Er gehört immer noch zu ihnen, nur scheint er unterwegs den gemeinsamen Glauben verloren zu haben. Dann tanzen die jungen Männer – schön, rhythmisch, un-europäisch, stark, fast bedrohlich. Man schaut in eine fremde Welt, die einem plötzlich nahe kommt.
Man kann in diesem Clip eine moderne Variante der Geschichte vom verlorenen Sohn sehen. Er ist zurückgekehrt, aber es steckt noch viel Fremde in ihm.