Rozina, Saju and Sanjida
Saju Talukdar: Vor dem Einsturz verdienten meine Frau und ich zusammen 18 000 bis 20 000 Taka im Monat (umgerechnet etwa 200 bis 225 Euro). Nun bin ich Alleinverdiener, und wir haben nur 6000 monatlich (etwa 68 Euro).
Rozina: Für arme Leute ist die Arbeit in der Kleiderindustrie der einzige Weg. Gerade Mädchen haben keine andere Wahl. Die meisten können sich nicht im Ausland bewerben. Und die Mädchen, die ins Ausland gehen, denen sagen die Leute schreckliche Dinge nach. Das tun sie auch bei den Mädchen in der Kleiderindustrie. Aber wenigstens arbeiten wir hart und verdienen unser eigenes Geld.
Saju: Wenn neue Kleiderfabriken öffnen, finden viele Leute Arbeit. Und wenn sich diese Industrie auf Dauer weiterentwickelt, hat jeder Arbeit und kann für die eigene Familie sorgen.
Rozina: Es gab nach dem Unfall finanzielle Hilfen, aber sie erreichten uns nicht. Irgendjemand hat sich das Geld genommen und wurde damit reich. Leute, die uns helfen sollten, stahlen unser Geld!
Sujon Mia
Die Leute von der Rehaklinik sahen nach dem Rechten und sagten: Ein guter Ort für einen Laden, direkt an der Hauptstraße! Sie gaben mir 50 000 Taka für die Innenausstattung.Nun habe ich den ganzen Tag mit dem Verkauf zu tun, bin viel im Laden und überlege ständig, was ich verbessern kann. Die Leute kommen von überall. Meine Eltern und alle um mich sind auch froh, da sie sich sehr um meine Zukunft gesorgt hatten.
Fazle Rabbi
Am Morgen des dritten Tages hörten wir: Aus dem vierten und fünften Stock, wo Fazle Rabbi gearbeitet hatte, seien Angestellte gerettet worden. Auf einem Schulhof nahe dem Enam Medical Hospital legten sie Leichen hin. Wir fanden seine auf einer Veranda. Er war erst 13 Jahre alt. Die Behörden baten mich um die Nummer seiner Rana-Plaza-ID. Ein Freund wusste sie: 1081. Und ich sollte mich von der Leiche entfernen, weil sie zu riechen begann. Wie sollte mich der Geruch meines Sohnes stören?!
Raihan Kabir
Ein Fernsehsender berichtete von meinem Schicksal. Die Angestellte einer kanadischen Firma für Prothesen sah die Sendung und kontaktierte mich. Ihre Firma wolle mir ein Plastikbein stiften. Sie ist Bangladescherin, aber sie lebt in Kanada. Dreieinhalb Monate nach dem Einsturz des Rana Plaza bekam ich meine Prothese. Ich erhielt auch Krankengymnastik, um die Fortbewegung zu üben. Und die Dame erkundigt sich immer noch hin und wieder, wie es mir geht.
Protokolle: Thahitun Mariam, Übersetzung: Burkhard Weitz