Foto: Claudius Grigat
Griff nach den Himmelsschätzen
Tim Wegner
18.09.2013

Bewertung

Liturgie
3
Predigt
4
Musik
3
Atmosphäre
5

Nur wenige Schritte von der Bergstation der Bolsterlanger Hörnerbahn eröffnet sich das Panorama im gleißenden Licht der Vormittagssonne: im Süden in der Ferne die silbrigen Felszacken des All­gäuer Alpenhauptkamms, etwas näher die grünen Flyschgesteinriesen im Talschluss. Richtung Westen das sanfte Bolgental, ganz nah zwischen den Bäumen das Berghaus Schwaben. Und direkt davor am Weidezaun: ein wettergraues Holzkreuz, angebracht an einem Baumstumpf, auf den eine Sperrholzplatte geschraubt ist. Darauf ein weißes Tuch, ein großes Windlicht und Abendmahlsge­rät. Außerdem Biertische und rote Sonnenschirme. Sogar ein paar Liegestühle stehen bereit. Und die Gästepfarrerin An­gelika Zädow.

Punkt 11 Uhr beginnt Gästekantor Detlev Bahr, die Tasten an seinem Keyboard zu drücken. Leicht vom Winde verweht kommen die Töne herüber, wie der verhaltene Gesang der rund 30 Gottesdienstbesucherinnen und -besucher: „Morgenlicht leuchtet“ (Morning Has Broken). Passend dazu der Eingangs-psalm: „Das ist der Tag, den der Herr gemacht hat.“ – „Ja!“, denkt der Kirchgänger spontan. Und stimmt kräftig mit ein beim nächsten Gassenhauer: „Gehʼ aus mein Herz“. Es duftet nach Tannen, in der Ferne schellen Kuhglocken, der Wind streicht sanft und kühl über die Haut. Wölkchen veranstalten Licht- und Schattenspiele am ansonsten makellos blauen Himmel.

Im Rücken segeln bunte Paraglider, die Seilbahn summt

Die Predigt kreist um den Lesungstext Matthäus 6,19f.: „Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden, wo sie die Motten und der Rost fressen und wo die Diebe einbrechen und stehlen. Sammelt euch aber Schätze im Himmel.“ Pfarrerin Zädow denkt laut nach, mit klarer und kräftiger Stimme. Was wohl angesichts der Schönheiten der umgebenden Natur mit den Himmelsschätzen gemeint sein könne? Ihre Antwort: Ein solcher Schatz kann nur Gottes Geist sein. Und den wünscht sie den Menschen auf den Bierbänken für all ihre Wege und Aufgaben.

Im Rücken segeln bunte Paraglider, die Seilbahn summt unaufhörlich, jetzt wird das Abendmahl gefeiert – im Kreis um den vom Holzwurm geprüften Altar. Die Oblate wird in einen Gemeinschaftskelch eingetaucht.

Danach ein Gebet aus Indien, Segen und Schlusslied: „Bewahre uns, Gott“. Nach zügigen 45 Minuten entlässt An­gelika Zädow die Sonnenanbeter und Bergsteigerinnen in den Tag. Von der Restaurantterrasse der Bergstation zieht ein wenig Rauch herüber: Jetzt wird der Grill angeworfen.

Zur Gemeinde

Kontaktinformationen der Gemeinde

Evang.-Luth. Pfarramt
Pfarrer Helmut Klaubert
Bolgenstraße 10b
87538 Fischen

E-Mail: pfarramt.fischen@elkb.de
Pfarrbüro: Dienstag bis Freitag 9 bis 12 Uhr
Tel.: (0 83 26) 7853
Fax: (0 83 26) 381868

www.fischen-evangelisch.de

Die Kommentarfunktion ist nur noch für registrierte Nutzer verfügbar. Um einen Leserkommentar schreiben zu können, schließen Sie bitte ein Abo ab, schreiben Sie uns eine Mail an leserpost@chrismon.de oder diskutieren Sie auf Instagram, Facebook und LinkedIn mit.
Permalink

Ist es wirklich vermessen, von einem Magazin wie Chrismon zu erwarten, dass die Autoren wenigstens die Grundbegriffe kirchlichen Vokabulars kennen und verwenden?
Beim Abendmahl verwenden wir Hostien.
Oblaten sind für Lebkuchen.

Permalink

Gast schrieb am 1. Oktober 2013 um 17:50: "Beim Abendmahl verwenden wir Hostien. Oblaten sind für Lebkuchen." Um mich auch einmal zu einer wirklich interessanten Frage wie dieser zu äußern: Der Lebenssinn einer Oblate besteht keineswegs ausschließlich darin, dem Lebkuchen Halt in einer aus den Fugen geratenen Welt zu bieten. Das kann man allein schon aus der korrekten E-Mail-Adresse erschließen. Sie lautet: oblatenbaeckerei@stift-bethlehem.de. Die Verwendung von hostienbaeckerei@stift-bethlehem.de führt zu einem Fehler. Und die müssen es wissen. Sie stellen jährlich immerhin 550 000 - 600 000 Oblaten mit folgenden Motiven her: Christogramm, griechisches Kreuz, Kruzifix und Siegeslamm. Wie die Oblate es dann zum Leib Christi macht, ist freilich eine höchst verzinkte Angelegenheit, die ganz viel Glauben erfordert. Einfach Hostie statt Oblate zu sagen, wird diesem tiefen Glaubensgeheimnis nicht gerecht.

Permalink

Ich halte den Begriff ,Oblate' für sehr angemessen für das ,,Abendmahlsbrot". Und ich verstehe nicht, dass das im Bewußtsein der Kirchentreuen nicht verankert ist. Oblate kommt von dem lateinischen Begriff ,oblatum' und ist somit herzuleiten vom verbum ,offere', d. h. darbringen, opfern. Mir erscheint es eher verwunderlich, dass der Begriff Oblate für die Lebkuchenunterlagen verwendet wird. Denn das Brot wird dargebracht und ist der geopferte Christus. Ich glaube schon, dass Chrismon ein besseres Grundverständnis des kirchlichen Vokabulars hat als so mancher...