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"Ja; mach nur einen Plan, sei nur ein großes Licht! Und mach dann noch ’nen zweiten Plan, gehn tun sie beide nicht." An Bertolt Brechts Ballade muss ich die letzten Wochen oft denken. Ohne Plan funktioniert weder eine Redaktion noch eine Familie. Wer arbeitet im Homeoffice, wer im Büro? Welcher Artikel steht auf Seite 8? Und gehen wir Samstag ins Theater?
Nichts davon hält. Bei Kollegin A, die heute hier sein wollte, geht die Kita-Gruppe in Quarantäne, bei Kollege B zeigt plötzlich der Test zwei rote Streifen. Und als wir Samstagabend an der Theaterkasse stehen, erfahren wir, dass nicht die viel gelobte Groteske "Der Leichenverbrenner" von Franzobel gespielt wird. Ein Corona-Fall im Ensemble! Stattdessen "Fräulein Julie" von Strindberg. Ein etwas fades Dreipersonenstück, definitiv virologisch die beste Option.
Ursula Ott
Vor uns verliert eine ältere Dame die Fassung. Auf keinen Fall wolle sie Strindberg sehen, na, dann eben ein Gutschein. Ich könnte auch zetern. Aber ich bin, danke, Herr Brecht, kein großes Licht. Es ist nur Theater. 2000 Kilometer von hier werden ganze Lebenspläne zerschossen. Und Leben. Also Heftplanung umwerfen. Ukrainehilfe, last minute. Statt ins Restaurant zum ökumenischen Friedensgebet in den Dom. Nichts aufschieben und bloß keine Gutscheine. Leben ist jetzt, meinetwegen auch mit Fräulein Julie.
Mich lehren diese konfusen Zeiten: Mach was draus. Wen ich dafür immer bewundert habe, ist unser geschäftsführender Herausgeber Arnd Brummer. Er kann schnell denken. Eine seiner besten Ideen war die Gründung dieses Magazins. Nun hört er auf. Wir danken ihm sehr für alles!
Liebe Frau Ott,
Liebe Frau Ott,
ich lese Ihre Artikel grundsätzlich gern. Ihre pragmatische Art gefällt mir gut.
Besonders angesprochen hat mich Ihr Artikel in der neuen Ausgabe von Chrismon mit dem Titel "Leben ist jetzt!"
Ich habe sehr lange als Managerin in der Pharmaindustrie gearbeitet und sehr viele Planungen für neue Produkte erstellt. Mit vielen Annahmen und Voraussetzungen.
Trotz guter Vorarbeit und Recherche hat keine Planung am Ende gestimmt.
Es kam immer anders.
Deshalb fand ich den Hinweis auf Berthold Brecht so passend.
Inzwischen bin ich eine alte Frau und plane auch nicht.
Ich versuche jeden Tag im Jetzt zu leben, um zu leben...
Viele Grüße
Irmgard Naß-Griegoleit
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Sehr geehrte Frau Ott!
Sehr geehrte Frau Ott!
Eigentlich! schreibe ich keine Leserbriefe.
Aber zu Ihrer Ansage " Leben ist jetzt" möchte ich mich gerne äußern.
Leider bin ich auch eher ein Mensch mit Plan. Doch manchmal merke ich, ohne tut gut.
Ihr Text hat mich sehr angesprochen, war so empathisch und fröhlich mit einem Zwinkern im Auge.
Danke, bin nicht mehr im Beruf, werde trotzdem an mir arbeiten.
Freundliche Grüße in die Redaktion
Frauke Simoleit
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