Heute las ich es in der Zeitung: Die Noite do Mercado soll auch in diesem Jahr stattfinden. Man werde die Corona-Regeln beachten und kontrollieren. Die sind streng auf Madeira: Geschäfte darf man mit 3G betreten, aber bei Freizeitveranstaltungen jeder Art (Restaurant, Sport, Friseur) gilt 2G-plus: Geimpfte und Genesene müssen sich zusätzlich testen lassen.
Die Noite do Mercado (Marktnacht) ist eine alte Tradition: In der Nacht vor dem Heiligen Abend ist die Markthalle in Funchal durchgehend geöffnet. Auch die umliegenden Straßen sind voller Stände, schon von weitem leuchten die Berge von Guaven, Papayas und Mangos, Bananen und Zitrusfrüchten.
Stefanie Seimetz
Normalerweise sind tausende Menschen dabei. Es geht nicht mehr ums Einkaufen. Die meisten holen sich an den Ständen weihnachtstypische Liköre und Gebäck, gesüßt mit Melasse aus dem Zuckerrohr der Insel. Für Abstinenzler ist dieses Großereignis nichts, ebenso wenig für die, die sich in Menschenmengen unwohl fühlen. Aber die anderen genießen den Trubel und bemühen sich immer, sich vor Mitternacht in die Fischhalle im hinteren Teil schieben zu lassen. Dort macht eine Gruppe Musik, mit Akkordeon, Gitarre und Saxofon. Liederzettel tauchen aus dem Nichts auf. Die meisten Einheimischen brauchen sie nicht.
Madeira ist von Migration geprägt
Gesungen wird aus voller Kehle, mit vom Wein und Rum gelöster Zunge. Laut und andächtig. Die Vorfreude auf die Ankunft des Menino Jesus, des Jesuskindes, erfüllt die riesige Halle.
Madeira ist von Migration geprägt. Die Jungen gehen weg, verarmte Menschen kommen, vor allem aus Südamerika. Natürlich auch deutsche Rentnerinnen und jede Menge Touristen. In der Noite do Mercado kommen alle zusammen und erleben, was Friede auf Erden bedeutet.