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Der Islam verhindert keine Integration in Deutschland
Tim Wegner
10.02.2015

Das kann jedem passieren: Da kommt man mit dem muslimischen Nachbarn ins Gespräch. Und dann hört man ihn sagen: „Ich finde ja schon, dass homosexuellen Paaren erlaubt sein sollte zu heiraten.“ Überraschung? – Okay, Sie kennen Ihren Nachbarn. Sie wissen: Er ist gut integriert, sehr offen und liberal. Jemand, der seine Werthaltungen reflektiert. Aber ist seine Meinung wirklich repräsentativ für das, was Muslime in Deutschland denken?

Der Religionsmonitor der Stiftung Bertelsmann

Aber ja, das ist sie: Ihr Nachbar spricht aus, was auch die Mehrheit findet. Das hat eine Sonderauswertung des Religionsmo­nitors der Bertelsmann-Stiftung ergeben. Unter den reflektierten, hochreligiösen ­Sunniten (der größten muslimischen Glaubensrichtung in Deutschland) stimmen 58 Prozent zu. 60 Prozent aller „mittelreligiösen“ Muslime in Deutschland befürworten eine Heirat Homosexueller, bei den „hoch­religiösen“ sind es immer noch 40 Prozent.

###autor###Die von der Bertelsmann-Stiftung be­auftragten Wissenschaftler fanden auch heraus, dass die Muslime in Deutschland sich Staat und Gesellschaft eng verbunden fühlen. Entgegen einem weit verbreiteten Klischee bildet muslimische Religiosität sogar gesellschaftliches Vertrauen. Die Muslime sind offen – trotzdem nimmt die Ablehnung in der deutschen Mehrheitsbevölkerung zu. Es fehlt vielen schlicht an Kontaktmöglichkeiten.

Wir reden ständig über Integration und halten die fremde Religion und Kultur für hinderlich. Besser wäre es, wenn der deutsche Durchschnittsbürger einfach mehr mit Muslimen zu tun hätte. Und wenn die ökonomischen Ressourcen gerechter verteilt wären: Je besser die Wirtschaftslage des Landes und je gleichmäßiger das Einkommen verteilt ist, so die Forscher, desto stärker hält die Gesellschaft zusammen. Überraschung?
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