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St. Johannes, Meißen, Sonntag, 10 Uhr: Prächtiger und prägender ragen die großen Kirchen Meißens aus der Altstadt, der Dom, St. Afra und die Frauenkirche, doch unser Ziel liegt auf der anderen Seite der Elbe – die Johanneskirche. Sie ist geschlossen, die Gottesdienstbesucher treffen sich im Gemeindehaus. Kinder wuseln durch die Räume, Spielzeug liegt herum. Ein großer Mann trägt einen Suppentopf herein, Tupperdosen, Platten mit Alufolie werden transportiert.
Anne Buhrfeind
Im Saal sammelt sich die Gemeinde, Ruhe kehrt ein, als sich der Chor erhebt, ein kleiner Chor, das Durchschnittsalter, nun ja: hoch. Sie singen schön und einladend. Und die Gemeinde kann auch singen. "Wach auf, wach auf, ’s ist hohe Zeit, Christ, sei mit deiner Hilf nicht weit! Das wütend ungestüme Meer läuft an mit Macht und drängt uns sehr."
Darum geht’s nämlich heute: Jesus mit den Fischern auf dem See Genezareth. Bevor die Pastorin Renate Henke den Predigttext vorliest, erzählt eine junge Frau aus der Gemeinde die Geschichte vom Sturm auf dem See – und zwar richtig spannend. Kein Wunder, dass die Kleinen ihr gern in den Kindergottesdienst folgen, während Pastorin Henke anhebt, weniger vom Wetter und von Todesangst als von der "großen Stille" zu sprechen. Jesus hat sie ausgelöst, mit einem Wort. Aber sein Wort ist Handlung, sagt Frau Henke, er ordnet das Chaos wie Gott bei der Schöpfung.
Und wie kommen wir heute in diesen Zustand? Durch Glauben, Vertrauen – dem Vertrauen, an dem es den Fischern auf dem See mangelte. Sie zitiert Anselm Grün: "Auf dem Grund meiner Seele ist ein Raum der Stille" – aber mag ihm nicht ganz folgen: "Nicht in unserer Seele, sondern in der Gegenwart Gottes finden wir unsere Ruhe."
Sehr engagierte Gemeinde
Mit viel Liturgie und Gebet, mit Abendmahl und Segen geht der Gottesdienst weiter, und am Ende singt der Chor die Jahreslosung: "Suche Frieden und jage ihm nach!"
In der Abkündigung hatte Christof Voigt, der Vorsitzende des Kirchenvorstands, zu den Veranstaltungen kommende Woche eingeladen. Bibelkreise, Café International – die Kirchgängerin ist offenbar in einer sehr engagierten Gemeinde gelandet. Und kaum ist der Gottesdienst zu Ende, werden Stühle gerückt, Tische aufgestellt, wird das Essen hereingetragen: Potluck Dinner. Kinder und Familien, Einsame vielleicht und Alte, bestimmt die Hälfte aller Gottesdienstbesucher, setzen sich zu Tisch. Guten Appetit – und Adieu, Stille!
Johanneskirchgemeinde Meißen
Dresdner Str. 26
01662 Meißen
Telefon: 035 21/732 270