Tochter meines Volkes, gürte dir Sacktuch um und wälze dich in Asche, trauere wie um dein einziges Kind! Stimme bittere Klage an!" Mit diesen Worten fordert der Prophet Jeremia (6,26) zur Klage um Jerusalem auf. Im antiken Israel bestellte man bei Begräbnissen professionelle Klagefrauen, die traditionelle Klagegesänge anstimmten. Aus Trauer raufte man die Haare, zerkratzte die Haut und wälzte sich in Asche.
Thomas Staubli
Und man zerriss das Gewand und ersetzte es durch grobes Tuch, auf Hebräisch "saq". Darauf geht unser Wort "Sack" zurück. Sogar der König von Ninive, erzählt das Buch Jona (3,6), habe seine Kleider zerrissen und einen Sack angezogen – aus Trauer und Reue, weil die eigenen Vergehen Unheil über die Stadt bringen sollten, so hatte ihm der Prophet Jona angedroht.
Kleider sind unsere soziale Haut. Sie zu zerreißen ist Ausdruck des Schmerzes, weil jemand gestorben oder die Heimat zerstört worden ist, oder ein Zeichen von Buße. Beim Tod Jesu sei der Vorhang im Tempel zerrissen, heißt es in Matthäus 27,51. Man glaubte, Gott wohne hinter dem Vorhang im Allerheiligsten. Der Vorhang war so etwas wie das Kleid Gottes. Und als Gottes Sohn am Kreuz starb, zerriss Gott sein Gewand. Er trauerte und "ging in Sack und Asche".