Ich schaue auf den Wahlkampf aus verschiedenen Perspektiven. Wenn ich als Deutsche Donald Trump sagen höre, er wolle „eine Mauer bauen und Mexiko dafür bezahlen lassen”, dann kommt bei mir die deutsche Geschichte hoch. Ebenso bei dem Slogan „Amerika wieder groß machen” – während Minderheiten unterdrückt und Rassismus unversteckt betrieben werden. Als Ehe- und Familientherapeutin sehe ich in Trump eine zutiefst narzissistische Person, die sich der Ideologie des reinen Kapitalismus verschrieben hat, kombiniert mit einem vereinfachenden Entweder-oder-Denken. Eine gefährliche Kombination.
###autor###Als Ehefrau eines gebürtigen Ghanaers und Mutter gemischtrassiger Kinder macht mir die spaltende Rhetorik dieses Mannes Angst. Sein fehlender Respekt vor Frauen, seine rassistischen Bemerkungen und die unfairen, persönlichen Angriffe auf seine Gegner sind voller Gewalt und zutiefst beunruhigend. Und die Gesellschaft applaudiert oder schweigt in Horror.
Als deutsche Theologin weiß ich, wie Hitler die Kirche benutzte, um seine Macht und Position als „Retter der Nation” zu festigen. Wenn Trump den evangelikalen Christen dankt, dass sie ihn wählen, „auch wenn er es nicht verdient hat”, so sehe ich dies als manipulierende und heuchlerische Demut im Dienste der Verblendung.
Es sind emotionale und ängstliche Zeiten, vor allem für Minderheiten. Donald Trump als Präsident – diese Möglickeit lähmt, entsetzt, verwirrt und überrascht. Mich auch. Viele Immigranten sagen, dass sie die USA verlassen, sollte Trump Präsident werden.
Als Theologin vermisse ich Stimmen, die vereinen. Wo sind die leitenden Stimmen der Kirche und anderer leitender Institutionen, die Gerechtigkeit und Gleichheit für alle wollen? Wir brauchen Stimmen, die Respekt fordern, die die Gleichheit der Rassen und die Einheit der Religionen proklamieren. Die für Gerechtigkeit und für Gleichheit und Respekt eintreten – und das ohne Gewalt!
Wann werde ich meine eigene Sprachlosigkeit überwinden? Diesen Text zu schreiben ist vielleicht ein erster Schritt.
die Stimmen gibt es doch schon
die Christian Post, Amerikas größte evangelikale Zeitung, hat eindringlich vor Trump gewarnt. Übrigens: wie nie zuvor in der Geschichte, hat sich die CP bei einer Präsidentschaftswahl derart positioniert. Lesen: http://www.christianpost.com/news/donald-trump-scam-evangelical-voters-back-away-cp-editorial-158813/
- Anmelden, um Kommentare verfassen zu können
Andersrum.
Andersrum. Die Evangelikalen waren schon vorher mehr oder weniger verblendet. Trump hat sich nur ihrer bedient. Was wir dort, und nicht nur dort, sondern auch beim IS, beobachten können, das ist eine faschistische Auffassung von Religion. Auch hat die Rat- und Sprachlosigkeit der Kirchen in den USA eine Vorläuferentwicklung jüngeren Datums, die den faschistoiden Vorwurf unmißverständlich belegt. In diesem Zusammenhang generell von Rom und der evang. Kirche ab 1933 zu reden, ist naheliegend. Beleg dafür ist das Buch der evangelischen Akademie Landau mit dem Titel, "Protestanten ohne Protest". Der Inhalt steht für alle im Namen Christi denkbaren und verübten Grausamkeiten. Gewinnt Trump, gewinnen auch die Evangelikalen. Verlieren werden dann alle, die nicht parieren.
- Anmelden, um Kommentare verfassen zu können
Schlag nach bei Chomsky...
der hat grad in der faz sehr gut auf den Punkt gebracht, was passiert ist. Beide Parteien repräsentieren 75% der Gesellschaft nicht mehr. Genauer: sie haben die Arbeiterklasse verraten. Was Sie hier schreiben ist eine sehr oberflächliche Analyse. And by the way- warum genau schreiben Sie das an Deutsche? Im übrigen ist die Top-Wahlkampfhelferin Clintons eine prominente Evangelikale. Und die Kirche hat sich doch schon geäußert, oder haben Sie Franziskus nicht gehört? So evident hab ich noch nie von einem deutschen evangelischen Kirchenleiter Klartext gehört.
- Anmelden, um Kommentare verfassen zu können